Meine sehr verehrten Damen und Herren,

ich freue mich, dass sich wieder so viele Interessenten für meine neue Vorlesungsreihe „Abartige Bewegungsfolgen und deren soziologische Schäden“ gefunden haben. Heute wollen wir uns mit dem Tanzen beschäftigen.

Enzyklopädisch gesehen ist Tanzen eine abartig geregelte Körperbewegung der Menschen zu rhythmischer Musik oder zur Geräuschbegleitung, wobei schon Aristoteles wusste, dass das Tanzen allein und notfalls noch mit Musik ganz schön sein können. Am meisten aber stört bekanntlich der Partner bei der freien, choreografischen Selbstverwirklichung.

Abartig ist das Tanzen, weil es keine artgerechte Bewegungsform des normalen und gesunden Menschen darstellt.

Insofern müssen wir Tanzen in eine Reihe mit Rauchen und Alkoholismus stellen: Die Betreiber verspüren zwar minutenweise einen persönlichen Lustgewinn, aber langfristig schädigen sie die Gesundheit von sich und anderen.

Sprachlich abgeleitet ist nach meinen Forschungen das Wort Tanzen wohl von der Transe, die im Schweizerischen ein auf dem Rücken zu tragendes Gefäß für Milch, Wein oder Trauben darstellt. Sie brauchen nur mal eben an die Tanzhaltung mancher Tänzer zu denken, und schon wird der Bedeutungstransfer des Wortes Transe zu Tanzen klar.

Eine weitere in der Literatur nachlesbare Deutung sei die, „dass man gerne das Liebste auf dem Rücken trage“. Das halte ich für eine viel zu optimistische Auslegung der Realität, denn welcher Mann möchte denn gerne seine Partnerin mehr als ein paar Sekunden auf dem Rücken tragen? Sie wissen alle, dass solche Aussagen: „Ich möchte Dich durchs Leben tragen!“ nicht einlösbarer Quatsch sind.

Zur Körperhaltung beim Tanzen hat schon in den 90er Jahren eine Tanzpädagogin namens ..., na hier hab ich sie, namens M. Zach einmal empfohlen, so dazustehen, als wenn man ein 5-Mark-Stück mit den Pobacken halten müsste.

Mal ganz abgesehen davon, dass die Beschaffung von 5-Mark-Stücken schon eine schwierige Sache ist, frage ich mich ernsthaft, was sich diese Frau damals dabei gedacht haben muss.

Oder noch wichtiger, was muss diese Frau damals vorher gegessen haben?

Es wird jedem unter Ihnen ganz schnell verständlich, dass Blähungen und Diarrhö keine guten Voraussetzungen zum Tanzen sind.

Besonders bei Blähungen wird die soziologische Schädlichkeit des Tanzen klar erkennbar. Nicht genug, dass der Tänzer oder die Tänzerin sich zunächst den Druckabbau verkneifen wollen und müssen, nein, auch danach stört die rastlose Suche nach dem Täter der Raumverseuchung allein schon durch die Verdächtigungen ganz kolossal das soziale Gefüge.

Und Tanzen mit Diarrhö näher zu beschreiben, verbietet mir der Anstand, - nicht aber Ihnen die plastische Vorstellung.

Tanzarten

Die am meisten verbreitete und am wenigsten schädliche Tanzart ist der sog. Schunkelwalzer. Christoph Gottlieb Schunkel war wie Kneipp einer unserer großen, deutschen Gesundheitsärzte und hatte nach dem üppigen Mittagsmahl diesen Walzertyp als reine Verdauungshilfe erfunden.

Seine Frauen trugen deshalb damals auch immer weite Kleider, die vor Einschnürungen und Darmverschlingungen schützen sollten.

Unsere heutige Mode hat daraus die bauchfreien Topps gemacht, die im Sommer durchaus zu begrüßen, im Winter aber als gesundheitsgefährdend einzustufen sind.

Der Marsch diente stets der Kriegsvorbereitung und muss deshalb von friedliebenden Menschen grundsätzlich abgelehnt werden.

Tango führt wegen seiner ruckartigen Kopfbewegung zu schwersten Halswirbelsäulen-Schäden und deklassiert sich sowieso schon wegen seiner unmoralischen Unterleibshaltung.

Quickstep passt zwar ganz genau in unsere heutige, schnelllebige Zeit, ist aber gerade wegen seiner hektikfördernden Art abzulehnen. Der Tanz macht die Menschen bloß noch unnötig meschugge.

Slowfox ist bekanntlich ruhiger, aber wegen seiner heimtückischen Knieschäden auch eher gesundheitsschädigend als gesundheitsfördernd einzuordnen.

Würde dieser Tanz allerdings im Sitzen ausgeführt, könnte man schon eher mit seinem Siegeszug durch die Kneipen und Altersheime dieser Welt rechnen.

Das sieht dann etwas so aus: (Demonstation!) „Slow-quick-quick, slow-quick-quick.
Nach Hause, nach Hause, nach Hause geh´ mer nich...“
Das mit dem Arm, das wär schon eine neue Figur.

Lateintänze sind das Ungesundeste und Schädlichste, was es an abartigen Bewegungsfolgen überhaupt gibt. Hier ist einfach alles unmenschlich:

Zu schnell, zu ruckartig, zu gefährlich, zu laut, zu kreislaufbelastend, ungesund bekleidet, ungesund geschminkt, Haare ungesund gefärbt!

Und was soll dieser „Eiergriff“ der Damen? (Demonstration) So etwas Albernes lässt sich nirgends in der Entwicklungsgeschichte oder artgerechten Haltung von Primaten nachweisen!

Ich gebe ja zu, dass es auch schöne Seiten dieser Tänze gibt, (Demonstrationskurve mit li. Hand) aber sie sind trotzdem ungesund und volksschädlich! (Demonstation re. Hand)

Wie Sie ja vielleicht noch wissen, gehe ich gerne auch kurz auf die Literatur- und Werbesprüche meiner Themen ein. Sprüche wie „Tanzen ist gesund und macht das Leben bunt!“ gehören natürlich verboten und besser ersetzt durch: „Tanzen macht krank und stirbt, Gottseidank!“

Und „Ich tanze mit Dir in den Himmel hinein...“ kann man auch nicht so stehen lassen, denn „Tanzen bringt Dich bloß in Not, denn vor dem Himmel biste tot!“

In der Autoindustrie hatte AUDI vor kurzem ein sehr sportliches Modell mit dem Zusatz TT herausgebracht. Das hatten wohl die ersten Kunden fälschlicherweise mit „tanz-tauglich“ interpretiert. Weil der Wagen dies tatsächlich tat, musste er doch ein bisschen umgebaut werden.

Und überlegen Sie sich gut, ob Sie das DTSA noch einmal machen wollen. Ist es doch „Das Traurigste Sport- Abzeichen“ aller Zeiten.

Ich komme zum Schluss. Sollte jemand unter Ihnen trotz meiner gut gemeinten Warnung vor soziologischen Schäden durchs Tanzen weiterhin diesen verderblichen, abartigen Bewegungsabläufen nachhängen, empfehle ich Ihnen wenigstens gute Miene zum bösen Spiel zu machen, um wenigsten Ihrem Gegenüber nichts von Ihren Tanzfehlern wie Fußtritten und Anrempeln, den schmerzenden Hühneraugen, den 5-Markstücken im Hintern, den Knie- und Wirbelsäulenschmerzen, dem Krampf im Betonarm und dem Muskelkater vom Training spüren zu lassen.

Die Helden unserer Tage werden nicht auf dem Tanzparkett gemacht, sondern auf dem Fußballplatz. Aber darüber berichte ich Ihnen in einer der nächsten Vorlesungen mir dem Titel „Sprachpflege auf dem Fußballplatz“
Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit. Auf Wiedersehen.

 

Werner Kurze, Neuhofen, 29.07.2007